Kaninchen-Krankheiten

Myxomatose

Die Myxomatose (Kaninchenpest) ist eine durch das Leporipoxvirus myxomatosis oder Myxomatosevirus, welches zu den Pockenviren gehört, ausgelöste Viruserkrankung, die fast ausschließlich unter Haus- und Wildkaninchen auftritt. Feldhasen sind für die Erkrankung weitgehend unempfindlich.

Übertragung und Verbreitung

Die Übertragung des Virus findet am häufigsten indirekt durch stechende, blutsaugende Insekten wie Stechmücken und Flöhe statt. Ein wirksamer Mückenschutz ist deshalb gerade für größere Bestände wichtig. Eine erhöhte Insektenpopulation der Vektoren in feuchtwarmen Sommern und im Herbst führt zu einem gehäuften Auftreten der Erkrankung in diesen Jahreszeiten. Ferner kann das Virus mit der Äsung sowie durch direkten Kontakt von Tier zu Tier durch Beschnuppern und Schleimhautkontakt übertragen werden.

Nach einer Inkubationszeit von drei bis neun Tagen treten die ersten Symptome auf. Das Kaninchen wirkt apathisch, es zeigt Fressunlust und trinkt wenig. Beim akuten Verlauf der Krankheit treten Schwellungen und Entzündungen im Bereich der Augenlider, des Mundes, der Ohren, der Lippen und des Genitalbereiches auf. Nach zirka 10 bis 14 Tagen endet die Krankheit meistens mit dem Tod.

Behandlung und Heilungsaussichten

Eine Heilung bei akutem Infekt ist nahezu aussichtslos. Schutz bietet nur eine regelmäßige Impfung durch den Tierarzt!

RHD oder Chinaseuche

Die Chinaseuche, auch RHD (Rabbit Haemorrhagic Disease) oder VHD (Viral Haemorrhagic Disease), ist eine hämorrhagische Viruserkrankung, die nur Kaninchen befällt. Empfänglich sind alle Kaninchenrassen beiderlei Geschlechts. Jungtiere bis zu einem Monat erkranken nicht, können aber den Erreger vermehren. Der Großteil der erkrankten Tiere ist älter als 3 Monate. Die Mortalität liegt je nach Virusstamm bei 5 bis 100 Prozent, wobei die derzeit zu beobachtenden Erkrankungen nahezu ausschließlich tödlich verlaufen.

Vorkommen

1984 trat die bis dahin nicht bekannte Erkrankung erstmals bei Haus- und Farmkaninchen in der Volksrepublik China auf, die aus Deutschland stammten. Sie verbreitete sich seitdem weltweit. Bereits 1986 wurde der Symptomkomplex in Westeuropa beobachtet; das Virus wurde vermutlich durch Zuchttiere und importiertes Kaninchenfleisch und Kaninchenwolle eingeschleppt.

Erreger

Der Krankheitserreger ist ein Calicivirus mit ikosaedrischer Hülle und einem Durchmesser von etwa 40 Nanometer, das Rabbit Hemorrhagic Disease Virus (RHDV). Ende der 1990er Jahre wurde in Deutschland und Italien ein genetisch abweichender Typ (RHDVa) gefunden. Im Oktober 2010 wurde in Nordwest-Frankreich ein weiterer Typ nachgewiesen, der auch bei geimpften Tieren eine Erkrankung auslöste. Diese Enzootie konnte erst nach längerer Zeit durch Notimpfungen eingedämmt werden. Zudem gibt es zahlreiche nah verwandte Caliciviren, die nicht krankheitsauslösend wirken, bei denen aber zumeist eine Kreuzimmunität mit dem RHDV besteht

Das RHDV ist im Blut, im Knochenmark, in allen Organen und in sämtlichen Ausscheidungen nachweisbar. Somit kann die Infektion über direkten Kontakt und auch indirekt über Stechinsekten und Fliegen erfolgen. Auch eine indirekte Übertragung über mit dem Virus behafteten Gegenständen (Futter, Kleidung, Käfiginventar) ist möglich. Das Virus bleibt in der Umwelt bei Zimmertemperatur über drei Monate ansteckend, bei niedrigen Umgebungstemperaturen siebeneinhalb Monate.

Ein wesentliches Merkmal der Erkrankung ist eine hochgradige Störung der Blutgerinnung, die zu punktförmigen Blutungen (Petechien) in allen Geweben führt. Blutungen treten vor allem in den Atemwegen, in Magen, Darm und den Harnorganen auf. Dadurch kommt es zu einer starken Atemnot beim Kaninchen und zu Blut in den Ausscheidungen. Daneben tritt eine Leberentzündung mit Gewebsuntergang sowie Fibrosen und Verkalkungen der Leberzellen auf. Ein weiteres Anzeichen für die Krankheit kann apathisches Verhalten sein, das innerhalb kürzester Zeit nach der Infektion auftritt. Mittels einer Blutuntersuchung kann die Chinaseuche eindeutig nachgewiesen werden.

Klinik

Die Inkubationszeit liegt bei 1 bis 3 Tagen. Danach tritt ein akuter bis perakuter Verlauf ein, der im Allgemeinen innerhalb von 12 bis 48 Stunden zum Tod des Tieres führt. Typisch für den klinischen Verlauf sind neben den petechialen Blutungen zentralnervöse Symptome, die sich vor allem in Krämpfen äußern. Im Endstadium ist ein Überstrecken des Kopfes zum Rücken hin (Opisthotonus) recht typisch.

Bekämpfung

Die Bekämpfung der Krankheit geschieht am effektivsten durch eine jährlich zu wiederholende Impfung. Außerdem wird aktuell eine Wiederholung der Impfung nach drei Wochen empfohlen, um der mutierten Form der RHD entgegen zu wirken.

Ansteckender Kaninchenschnupfen

Der Ansteckende Kaninchenschnupfen (Rhinitis contagiosa cuniculi) ist eine bakterielle Infektionskrankheit der Luftwege bei Kaninchen, die tödlich enden und vor allem in größeren Beständen erhebliche Verluste verursachen kann.

Erreger

Als Haupterreger der Erkrankung gilt Pasteurella multocida, allerdings ist die Krankheit zumeist keine Monoinfektion, sondern weitere Erreger wie Bordetella bronchiseptica sind am Kaninchenschnupfen beteiligt (Mischinfektion). Schlechte Haltungsbedingungen (Zugluft, Staubbelastung, schlechte Hygiene), die mit einer Herabsetzung der körpereigenen Abwehr einhergehen, sind prädisponierend. Weitere Faktoren sind Stress (z. B. durch Transport, ungewohnte Umgebung) und falsche Fütterung. In Kaninchenbeständen, besonders bei zu enger Haltung, kommt es schnell zu einer Ansteckung von Tier zu Tier. Die Erkrankung tritt gehäuft im Winter auf.

Symptome

Der Kaninchenschnupfen beginnt mit unspezifischen Symptomen einer Entzündung der Nase (Rhinitis), wie Niesen und Nasenausfluss. Letzterer ist zu Beginn meist wässrig (serös), später kann er eitrig sein. Häufig verklebt das Fell an der Nasenöffnung. Da sich betroffene Kaninchen öfters als gewöhnlich putzen, sind die Pfoten ebenso mit Sekret verklebt. Auch die Bindehäute sind häufig mitbetroffen, es entsteht eine Konjunktivitis mit geröteten oder eitrig entzündeten Augen. Es besteht Fieber und ein gestörtes Allgemeinbefinden. Im weiteren Verlauf werden auch die unteren Luftwege befallen und es entwickelt sich eine Entzündung der Bronchien und Lungen (Bronchopneumonie), die chronisch schleichend über Jahre fortschreiten und zum Tod der Tiere führen kann. Durch die erschwerte Nasenatmung sind ungewohnte Atemgeräusche zu hören und eine Maulatmung zu beobachten.

Breitet sich die Erkrankung auf die Ohren aus, führt dies zu einer Mittelohrentzündung und/oder einer Innenohrentzündung. Das Kaninchen wirkt apathisch, zeigt Fressunlust und eine Kopfschiefhaltung.

Differentialdiagnosen

Abzugrenzen sind harmlose Rhinitiden, die durch Viren, weniger pathogene Bakterien, Staub und Allergene (Einstreu, Pollen) hervorgerufen werden.

Die Nasenöffnungen und Augen können mit physiologischer Kochsalzlösung gereinigt und mit antibiotikahaltigen Augentropfen behandelt werden. Eine systemische Antibiotikagabe mit Breitbandantibiotika (z. B. Enrofloxacin, Marbofloxacin) ist unerlässlich. Unterstützend sind Vitamingaben durch Frischfutter und bestimmte Kräuter wie Thymian, Spitzwegerich und Kamille anzuraten. Auf jeden Fall sollten eventuelle Haltungsmängel behoben werden.

Symptomatische Behandlung wird unterstützt durch Inhalation von Salzwasserdampf.

Eine Impfung gegen den ansteckenden Kaninchenschnupfen empfiehlt sich nur bei größeren Beständen oder Tieren, die an Ausstellungen teilnehmen. Ein kommerzieller Impfstoff ist verfügbar.

Kokzidiose

Die Kokzidiose der Kaninchen ist eine häufige parasitäre Erkrankung der Kaninchen. Sie wird durch bestimmte Einzeller, den sogenannten Kokzidien verursacht, die der Gattung Eimeria angehören. Die Kokzidiosen der Kaninchen lassen sich in zwei Hauptgruppen einteilen: Leberkokzidiose (auch Gallengangskokzidiose) und Darmkokzidiose. Kaninchenkokzidiosen treten als akute Krankheit vor allem bei Jungtieren im Alter von 6 bis 8 Wochen auf, die Alttiere sind zumeist nur Träger der Erreger, ohne selbst klinisch zu erkranken.

Darmkokzidiosen werden durch verschiedene Kokzidienarten, die häufig auch als Mischinfektion auftreten, hervorgerufen.
Die Infektion erfolgt durch Aufnahme über kotverschmutztes Futter.
Die Darmkokzidiose kann in schweren Fällen wässrigen oder sogar blutigen Durchfall verursachen, der durch den Flüssigkeitsverlust rasch tödlich endet. Bei älteren Tieren oder schwach pathogenen Eimeria-Arten verläuft die Infektion weniger ausgeprägt und kann sich in Appetitlosigkeit und Schwäche zeigen.

Die Leber- oder Gallengangskokzidiose verläuft zumeist subklinisch, also ohne deutliche klinische Symptome. Die Tiere zeigen eine geringe Gewichtszunahme und mangelnden Appetit. Bei schwereren Verläufen, vor allem bei Tieren mit geschwächtem Immunsystem, können Verstopfung und Aufgasung (Meteorismus), Bauchfellwassersucht (Aszites) und Gelbsucht (Ikterus) auftreten, die nach einigen Tagen tödlich enden.

Behandlung

Die Behandlung erfolgt durch kokzidienwirksame Medikamente wie Sulfonamide oder Sulfonamid-Trimethoprim-Kombinationen, wobei es aber bereits zahlreiche resistente Kokzidienstämme gibt. Darüber hinaus sind Toltrazuril und Diclazuril wirksam. Unterstützend werden gegebenenfalls ein Ausgleich der Flüssigkeitsverluste durch Gabe von Elektrolytlösungen (isotonische Kochsalzlösung, Ringerlösung) vorgenommen sowie Mittel zur Stabilisierung der Darmflora verabreicht. Bei den nicht seltenen bakteriellen Begleitinfektionen (vor allem E. coli) sind Breitband-Antibiotika (z. B. Enrofloxacin) angezeigt.

Prophylaxe

Vorbeugend können Hygiene und Desinfektionsmaßnahmen eingesetzt werden. Bereits kochendes Wasser ist zur Inaktivierung der Oozysten ausreichend. Besonders in kommerziellen Haltungen ist die tägliche Reinigung der Futterraufen und Käfige angebracht. Wirksame Desinfektionsmittel sind z. B. Kresole.

Enterokolitis

Die Enterokolitis des Kaninchens ist eine Entzündung des Dünn- und des Dickdarms.
Ursachen

Bei Kaninchen kommen zwei Formen der Enterokolitis vor, die Antibiotika-assoziierte Enterotoxämie sowie die infektiöse Enterokolitis.

Die Antibiotika-assoziierte Enterotoxämie entsteht durch Verabreichung von Antibiotika, die nicht gegen Clostridien wirksam sind. Dadurch kommt es zu einer Überwucherung des Darmes vor allem mit Clostridium difficile.

Die infektiöse Enterokolitis wird vor allem durch hochpathogene Stämme von Escherichia coli, seltener durch Lawsonia intracellularis ausgelöst. Da die Krankheit hochinfektiös ist, kann sie sich in Beständen seuchenartig ausbreiten.
Symptome, Diagnostik und Behandlung

Betroffene Tiere stellen die Futteraufnahme ein und zeigen teilweise apathisches, regungsloses Im-Stall-Sitzen. Dünnbreiiger Durchfall mit schleimiger Beimischung eines gallertartigen Sekrets mit fauligem Geruch wird im Anfangsstadium beobachtet, später kann der Kotabsatz sistieren und eine Aufblähung des Bauchraumes auftreten.

Die Diagnose erfolgt anhand des klinischen Bildes und einer bakteriologischen Untersuchung des Kots.

Die Behandlung erfolgt durch breit wirksame Antibiotika wie Chloramphenicol oder Metronidazol.